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Gudrun


 

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Wate:
Gib Den Burschen mir in meine Hand. – Sprich Du!
Der Waleis hetzte Dich? Wollt er heut nacht
Uns überrenen? Sprich! Du fletschst die Zähne
Und Deine Augen rollst Du? Stummer Hund,
Hast Du mit Fackeln durch die schwarze Nacht
Hinüber nach den Schiffen winken sollen?
Antworte mir! Du willst nicht sprechen?
Bursche, das ist gar brav von Dir, der Waleis
Müsst es Dir lohnen! Ohren aber hast Du
Und hörst, nicht wahr? So hör, was ich Dir sage:
Ein Tier, das insgeheim mir schaden will,
Das töt ich! Sieh, Du bist ein Tier und wolltest
Feige mir schaden.
Er hebt ihn ruhig auf und wirft ihn über die Brüstung.

Stimme Des Fünften Wächters:
Herr, der Sprung war gut!
Nie spricht der mehr!

Wate:
So schafft ihn fort. – Auf, auf,
Vier Kiele klar, mein Frute, vor zum Sturmbock,
Ankern, und scharf gepasst!

Stimme Frutens:
Und Siegband, Wate?

Wate:
Hat Wind im Tuch! Aauf unsre Nachricht gab
Vor Stunden schon sein Feuer Antwort. Euer
Kielwasser pflügen noch vor Mittag dreissig
Schnäbel, mein Frute, sei Du unbesorgt.
Herr Hettel wird erstaunen und uns loben:
Wir haben wahrlich diese Nacht genützt!
Jetzt will ich schalfen gehn. Die Tagesglut
Quillt schon am Wolkenrand hinauf.

Stimme Frutens:
Wie Blut Am Schwert.

Wate:
Du sollsts noch heute haben, Frute!
Und weckt mich, wenn der Siegband einfährt.


Vierte Szene:
Er wendet sich, um zu gehn. Gudrun, die während des vorigen in der Turmtür erschienen war, steht ihm nun gegenüber.

Gudrun:
Wer ists,
Der hier befiehlt auf meins Vaters Dach,
Dieweil er schläft, und Nacht noch währt am Himmel?
Ich, Gudrun, die von Hegelingen, Hettels,
Des Königs, Tochter, frage Dich!
Wate:
Du Kind!
Der Hilde Tochter Gudrun! Fragst Du mich?
Mit einer Stimme so voll Adligkeit,
Dass gar mein weisser Kopf gehorchen soll?
Willst Du den warmen Scheitel whol mir schieben
Hier unter meine harte Hand, mein Kind?
Welch Leuchten, Gudrun, geht von Dir ins Fahle
Der Dämmerung!

Gudrun:
Bin des, Du Greis, die Schöne
Rings zubenannt im Land.

Wate:
Und ich der Wogenreiter!
Gudrun sinkt langsem regungslos in die Kniee.
Nun schauerst Du, wie Wasser tut im Wind!
Sprich doch zu mir so wie Du Sprachest, Du gar
Freis, mein stolzes Kind. Der Wate bin ich!
Trieb Dich so früh ein Traum zum Turm, ein Alb?

Gudrun:
Leise:
Urahn, Urvater Du! Gewaltiger!
Nie sah ich Dich!

Wate:
Bist jung, Du Rosenstrauch,
Und wuchsest auf, ohn dass ich einmal kam!
Doch glaub, der alte Wate ist wie Du
Ein Mensch, wenn er auch schon vom Dache vieler
Der Väter Dein befohlen hat, dieweil
Sie schliefen! – Willst Du, Gudrun, mir den Kuss
Nicht geben, den uns schuldet euer junges
Pochendes Blut bei Gruss und Abschied?

Gudrun:
Nach kurzem Kampf:
Wags nicht! – Bist Du im Wind, im Sturm, im Wasser
Dahergegangen diese Nacht, Herr Wate?
Gefahren schwer in Wolken schwarz? Sie mirs!

Wate:
Ich kam zu Schiff mit sieben Schiffen, Gudrun!
Es ist ein Arm gereckt mit einer Axt
Nach unserm schönen Stamm der Hegelinge,
Mit einer scharfen und gar schweren Axt.
Jetzt halt ich meine Faust so dicht beim Stiel,
Dass sie nicht schneiden kann!

Gudrun:
So droht uns wer,
Herr Wate? Will wer Krieg?

Wate:
Euch drohte Überfall!
Ich fing die Kunde auf im Stürmenland
Und griff der Axt zuvor! Dein Freir, Kind,
Sifrit von Moorland, kam mit sechzehn Segeln
Hin übers Meer von Alzabee!

Gudrun:
Steht auf.
Ich mocht Ihn nicht.

Wate:
Doch mag er Dich! Und gleich wie wir
Einst Deine Mutter raubten für Hettel,
So dacht Herr Sifrit nun auch Dich zu frein
In Qaulm und Rauch und Blut. Wir wollen ihn
Am Mövenwerder heut ertränken, Kind!

Gudrun:
Frau Hilde ging gar gern mit euch, doch ich
Tät dieses mit dem Sifrit nicht! Mir kommt
Fast jeden Tag ein Freier her, Herr Wate.

Wate:
Und misset Hettel auch am Schwerte sie,
Wie einst Herr Hagen tat mit ihm?

Gudrun:
Von allen, Die kamen, Wate, war nicht einer
Mir lieb!

Wate:
Wir sind ein abendlich und kühl
Und klar Geschlecht. Das Gluten frommt uns nicht!
Doch Deine Zeit wird kommen, wo Du frei
Hingriefst nach einer Hand und fest sie hältst.
Und habe die ein gutes Schwert, mein Kind,
Denn Du bist lieblich anzuschaun! Wie alt
Bist Du?

Gudrun:
Wär ich ein Ritter, trüg ich schon
Die Waffen! – Zeig, Herr Wate, mir Dein Schwert,
Das hochberühmte!

Scheu:
Seinen Namen lernt ich.

Wate:
Lacht.
Willst Du dem alten Vater Wate, Jungfrau,
Schwertträger sein?

Er reicht es ihr.


Gudrun:
Du goldnes Heft. Du blauer
Leuchtender Stahl. Lebendig Eisen. Kraft, Ruhm
Und Freiheit. Halt ich Dich!

Wate:
Schön segnest Du,
Schwertjüngferlein. Hab Dank. Auch Deine Mutter
Hats einst gesegnet, als es sie gewann
Vom grimmen Vater Hagen.

Gudrun:
Schuf auch, schafft auch
Den Tod und Wunden, Qual und Tränen viel!

Wate:
Die Welt steht auf dem Schwert, mein Kind. – Doch ich
Brauch Schlaf. Ich wachte lange! Reib am Heft
Das Gold mir blank, Schwertjungfrau Gudrun! Seih,
Wo Frauenhände fehlen, da blindet es,
Die Männer pflegen nur zum Hieb die Klinge!
Und fürchte gar den Freier Sifrit nicht!
Dort färht Herr Frute schon zur Wacht hinaus,
Vier Maste stark, mit breit gespannten Segeln!

Gudrun:
Bin Kampf gewohnt, Herr Wate, Blut und Wunden!

Wate:
Auch blinkt Dir, Gudrun, solch ein Licht in Aug
Und Haar, dass ich den nicht zu denken weiss,
Der Dich besiegte! Gerne sah ich Dich!
In den Hof hinunter:
Eirik, die Tagwacht soll die Waffenböden
Öffnen und Karren vor die Stiegen reihn.
Ab.




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